Keine der ehemaligen deutschen Länderbahnen hatte ein solch weitverzweigtes Netz normalspuriger Nebenbahnen wie die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen. Auf den meisten der noch im letzten Jahrhundert angelegten Vizinal- und Lokalbahnen konnten nur kleine und leichte Triebfahrzeuge eingesetzt werden. Die Maschinen sollten vorwärts und rückwärts möglichst gleich gute Laufeigenschaften aufweisen, da die Endbahnhöfe keine Wendemöglichkeiten aufwiesen. Auch die Instandhaltung durfte keine hohen Kosten verursachen. Diese Forderungen konnten nur mit einfachen Tenderlokomotiven erfüllt werden. Für die bayerischen Lokalbahnen waren das ohne Ausnahme Maschinen, die in den beiden renommierten Münchner Lokomotivfabriken von J. A. Maffei und Georg Krauss gebaut wurden.

Zu einem Höhepunkt im Bau von Lokalbahntenderlokomotiven kam es im Jahre 1911 mit der Entwicklung der GtL 4/4, die Richard von Helmholtz fünf Jahre nach dem Tod von Georg Krauss schuf. Die Maschinen bewährten sich ausgezeichnet und bildeten auch nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn als Baureihe 98.8-9 das Rückgrat des bayerischen Lokalbahnbetriebs. Die aus ihr abgeleitete GtL 4/5 der Baureihe 98.10 und die umgebaute Variante der GtL 4/4 mit vorderer Laufachse vermochten die Ursprungsausführung der GtL 4/4 ebensowenig zu verdrängen wie die späteren Einheitslokomotiven.

Der bekannte Fachautor Horst J. Obermayer widmet die vorliegende Dokumentation den Lokomotiven der Gattungen GtL 4/4 und GtL 4/5 mit all ihren Bauartvarianten. Neben den ausführlichen technischen Beschreibungen wird auch ein überblick zu den Einsätzen der Lokomotiven bis zur Ausmusterung gegeben. Ein abschließendes Kapitel ist den Modellen dieser Maschinen der verschiedenen Hersteller gewidmet. Zahlreiche Zeichnungen und zum Teil farbige Abbildungen vermitteln viel Wissenswertes und runden den sehr informativ geschriebenen Text ergänzend ab.